Nordwest Immobilien Ausgabe 10/2022
Wahres Schmuckstück aus der Kaiserzeit
Dass sie einen Sinn für alte Häuser haben, zeigen Tina Menke und Eric Opel auch gerne in ihrem Zuhause in Hundsmühlen – einem Neubau. Hier hängen zahlreiche Bilder klassischer Oldenburger Hundehütten, allesamt gezeichnet vom Künstler Janko Meisel. Dass sie seit zwei Jahren selbst Besitzer eines solchen Bauwerks im bäuerlichen Stil sind, war ursprünglich nicht geplant. „Es ist das Haus meiner Großeltern im Oldenburger Stadtnorden gewesen. Ich selbst bin direkt nebenan großgeworden“, berichtet Tina Menke. Als es an ein Bauunternehmen verkauft und damit dem Abriss preisgegeben werden sollte, schlugen die beiden „Retter“ zu. Seitdem haben sie dort viele Ideen in die Tat umgesetzt, auch sind inzwischen zwei Mietparteien eingezogen. Und immer wieder hören die beiden auch anerkennende Worte, dass das schöne Haus, das so viele aus der Nachbarschaft seit Jahrzehnten kennen, erhalten geblieben ist.
Der erste Überblick
Schon immer hatte das Haus aus zwei Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von insgesamt 150 Quadratmetern bestanden, und so sollte es auch bleiben. Nachdem sich Tina Menke und Eric Opel einen ersten Überblick über das Haus aus dem Jahre 1912, und damit aus der Kaiserzeit, verschafft hatten, wurde ein grober Plan entworfen. Zunächst ging es um die frühzeitige Beantragung von Fördergeldern, beispielsweise für Solarthermie und energetisch effiziente Türen und Fenster. „Wir mussten zum Glück nur einen Teil erneuern: Da das Haus in unmittelbarer Nähe zu den Zuggleisen liegt, wurden bereits vor einigen Jahren schalldichte Fenster durch die Deutsche Bahn eingebaut, ebenso spezielle Lüftungsanlagen, so dass man die Fenster nicht zwingend zum Lüften öffnen muss.“ Auch ein Statiker nahm alles in Augenschein und stellte dabei fest, dass nachträglich eine Verstärkung der Mittelpfette nötig war.
Aus Alt mach Neu
Zunächst wurde einiges entkernt oder bekam eine neue Bestimmung. „Das ehemalige Ankleidezimmer wurde beispielsweise zum Bad.“ Auch die teils drei Meter hohen Decken wurden teils abgehängt – für mehr Behaglichkeit und Energieeffizienz. „Außerdem war es ideal, um Kabel zu verstecken und mit kleinen LED-Spots Licht in dunkle Ecken zu bringen, zum Beispiel in den Flur“, berichtet Eric Opel. „Da wir das Haus ja schon länger kannten, waren wir uns auch solcher Schwachstellen bewusst“, ergänzt Tina Menke. In der Küche wurde nachträglich eine Terrassentür eingebaut und ein ehemaliger Durchgang zur oberen Wohnung wurde mittels Dämmung und Trockenbau verkleidet. Im hinteren Bereich wurde der alte Anbau abgerissen. „Dort hätten wir sehr gerne die alten Backsteine wieder zum Vorschein kommen lassen, aber leider war die Fassade durch den Beton und den darauf angebrachten Putz nicht mehr zur retten.“ Die Lösung: eine Holzverkleidung aus Fichte, die wunderbar zum neuen Holzschuppen passt. „Vorher gab es dort eine Dachterrasse, die durch einen freistehenden Balkon ersetzt wurde“, so Eric Opel.
Ein wahres Schatzkästchen
Bereits während erster Aufräumarbeiten wurde so einiges ans Tageslicht befördert, beispielsweise der Kaufvertrag von Urgroßvater Georg Helms und dem Vorbesitzer Dietrich Klockgether aus dem Jahre 1930, der inzwischen auch schön gerahmt im Wohnzimmer des Paares hängt. „Ein Highlight war aber der Flur: Unter einem uralten Teppich kamen wunderschöne Fliesen zum Vorschein, ebenso in der Küche.“ An anderer Stelle wiederum wurde das alte Mauerwerk freigelegt, und mit einer Plexiglasscheibe und einem LED-Rahmen geschickt in Szene gesetzt. Oder aber der alte Wandanstrich. „Wir haben so viele Schichten Tapeten freigelegt, es war wirklich spannend, eine wahre Wundertüte“, erinnert sich Tina Menke. Unter der letzten Schicht war eine Bordüre mit Farbe und einem speziellen Roller aufgebracht worden – auch hier musste ein kleines Stück erhalten bleiben und mit einem Rahmen versehen werden. „Ich denke, wir haben Akzente gesetzt und alte Sachen mit Neuem kombiniert“, so Eric Opel. Auch eine alte Kellertür kam zu neuen Ehren und wurde zur stilvollen Garderobe umfunktioniert, eine andere dient inzwischen als Schiebeelement. Sehr erfreut war das Paar auch darüber, dass ein abgebrochenes Teil des markanten, wunderschön gedrechselten Holzgiebels sich noch wiederfand. „Das ist toll, denn irgendwann wollen wir den auch wieder instandsetzen.“
Viel Eigenleistung
Auch wenn Tina Menke und Eric Opel gerne selbst mit anpacken, so haben sie dennoch grundlegende Arbeiten wie die Erneuerung der Elektrik, der Heizungsanlage oder der Wasserleitungen an die entsprechenden Gewerke vergeben. Für die Eventmanagerin und den IT-Administrator selbstverständlich, denn hier handelt es sich ja auch um eine Frage der Sicherheit. Tatkräftige Unterstützung gab es trotzdem, beispielsweise durch Eric Opels Sohn Arne, der gerade eine Ausbildung zum Elektrotechniker macht oder Tochter Amelie, die für ein paar Monate die obere Wohnung bezogen hatte.
von Melanie Jülisch